Der Umzug ist geglückt, die Mannschaft ist heiß auf die K.o.-Runde – und die Vorbereitung auf Schweden läuft: Nachdem die DHB-Junioren bei der WM in Polen die Hauptrunde in Kielce als Gruppensieger beendet und zudem den großen Goldfavoriten Spanien aus dem Turnier geworfen hat, geht es am Donnerstag (21 Uhr, live bei Dyn) in Kattowitz mit dem Viertelfinale weiter. Gegner um den Einzug ins Halbfinale ist die Mannschaft aus Schweden.

Und da werden Erinnerungen wach: Vor einem Jahr, bei der U20-EM in Slowenien trafen beide Teams in einem Quasi-Viertelfinale aufeinander, zum Abschluss der Hauptrunde. Das 27:27-Remis reichte der DHB-Auswahl genau aus, um die punktgleichen Schweden dank der besseren Tordifferenz hinter sich zu lassen und als Gruppenzweiter hinter Dänemark ins Halbfinale einzuziehen. Weitere Parallele: Die Dänen könnten am Freitag wieder der deutsche Gegner sein, denn im rein skandinavischen Viertelfinale treffen sie zuvor in Kattowitz auf Norwegen. Die Sieger beider Partien treffen im Halbfinale aufeinander, die Verlierer im ersten Platzierungsspiel um die Ränge fünf bis acht.

„Es ist ein sehr gutes Gefühl, noch im Kampf um die Medaillen zu sein, das setzt enorme Energie frei. Ich hätte keine Lust gehabt, in den Platzierungsspielen um die goldene Ananas zu spielen“, spricht Torwart Frederik Höler auf den siegreichen Hauptrundenabschluss gegen Ägypten (29:25) am Dienstag an. Im Falle einer Niederlage hätte Deutschland das Viertelfinale verpasst und um die Plätze neun bis 13 gespielt.

Für Bundestrainer Martin Heuberger ist der erneute Sprung unter die besten Acht der Welt verdient, ein bisschen überrascht haben ihr die Ergebnisse seiner Mannschaft aber schon: „Wenn mir vor dem Turnier jemand gesagt hätte, dass wir vor Spanien und Ägypten ins Viertelfinale einziehen, hätte ich das nicht für möglich gehalten. Die Mannschaft hat aber in den vergangenen Wochen eine enorme Entwicklung genommen, sich von Spiel zu Spiel gesteigert. Gerade die Partie gegen Spanien war wie ein Film, anfangs Horrorfilm, dann wurde es ein Märchen, am Ende ein Krimi - und wir haben den nötigen Punkt geholt. Gegen Ägypten spielen wir sehr fokussiert und fahren einen verdienten und relativ souveränen Sieg ein.“

Mit Blick auf die heiße Turnierphase will Heuberger noch an einigen Stellschrauben drehen, gerade in der Abwehr, aber auch im Tempospiel, und: „Wir machen noch zu viele technische Fehler.“ Ein ganz besonderes Spiel wird die Partie gegen Schweden für Levin Unbehaun vom HSVH Hamburg. Der Rechtsaußen ist am Mittwoch als Ersatz für den verletzten Max Günther zur U21 nachgereist – und sein allererstes Junioren-Länderspiel wird am Donnerstag gleich ein WM-Viertelfinale sein. „Levin ist ein hochtalentierter Rechtsaußen und ein sehr guter Gegenstoßspieler. Wir werden ihn schnell integrieren können“, ist sich der Bundestrainer sicher.

Heuberger sieht den Gegner Schweden als spielstarke Mannschaft, mit klassisch-skandinavischer 6:0-Deckung und dem überragenden Spielmacher und Shooter Axel Mansson. „Über ihn läuft alles bei Schweden“, weiß auch DHB-Kreisläufer Jan Schmidt, der nach seiner Handgelenkverletzung im letzten Gruppenspiel gegen Tunesien auch in der Hauptrunde seinen Mann stand. „Alles wieder gut“, sagt der Leistungsträger von Bayer Dormagen. Im Vorjahr standen er und Höler auf dem Feld, als man das U20-EM-Halbfinale gegen Portugal verlor: „Aus diesem Spiel haben wir gelernt, wie man es besser machen kann und wie es nicht laufen sollte. Ich hoffe, dass wir es auch jetzt nochmal ins Halbfinale schaffen.“

Vor allem das deutsche Torhütergespann mit Frederik Höler und Julian Buchele harmoniert – wieder einmal – prächtig: „Wir sind komplett unterschiedlich, ich bin der Ruhige, Julian ist der Emotionale auf dem Feld. Wir ergänzen uns, wir kennen uns sehr lange, spielen seit der U18 jedes Turnier zusammen. Daher sind wir super-eingespielt und können uns aufeinander verlassen. Jeder gönnt dem anderen alles, es funktioniert super mit Julian“, sagte der Potsdamer, der bereits zweimal als bester Spieler ausgezeichnet worden war – und 50 Prozent aller Siebenmeter gehalten hat: „Es läuft einfach, gerade bei den Strafwürfen, vielleicht habe ich ein größeres Selbstvertrauen, vielleicht spricht sich das bei den Gegnern rum“, ist für Höler das Geheimnis des Erfolgs.

Mit „Willen und Leidenschaft“ wie im bisherigen Turnierverlauf will Schmidt auch gegen die Schweden auflaufen, für Heuberger steht das bisher hervorragend harmonierende Kollektiv im Vordergrund. Dass die Mitfavoriten Frankreich und Spanien bereits raus aus dem Titelrennen sind, hat Heuberger überraschend, nicht aber, dass die Färöer und die Norweger ins Viertelfinale eingezogen sind: „Gerade die Färöer haben sehr hohe individuelle Qualität, aber vielleicht nicht so viel Breite wie wir. Zuerst einmal werden wir uns intensiv auf Schweden vorbereiten, dann sehen wir weiter.“

Die Viertelfinalpaarungen am Donnerstag:

In Kattowitz: 18.30 Uhr: Dänemark – Norwegen, 21 Uhr: Deutschland – Schweden (live bei Dyn)
in Sosnowiec: 18.30 Uhr: Ägypten – Portugal, 21 Uhr: Slowenien – Färöer,

bisherige Deutsche Ergebnisse: Vorrunde: Deutschland – Serbien 30:29 (14:12), Schweiz – Deutschland 33:43 (14:21), Deutschland – Tunesien 39:26 (19:11)
Hauptrunde: Deutschland – Spanien 35:35 (19:15), Deutschland – Ägypten 29:25 (13:9)

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