Es war das erhoffte Handball-Highlight: Eine volle Gemeindehalle und ein attraktives Spiel. Der HC Oppenweiler/Backnang verlor gegen Bundesligist TVB Stuttgart nur knapp mit 27:31. Beide Teams setzten mehr auf Spielwitz als auf Kampfgeist, und genau das sorgte für hohen Unterhaltungswert.

Die Gemeindehalle in Oppenweiler war am Dienstagabend gerammelt voll, auf den Rängen standen sie in Zweier- und Dreierreihen. „Wie zu besten Regionalligazeiten“, befand Oppenweilers Handball-Urgestein Willy Friz. Auffallend viele Kinder und Jugendliche waren darunter, der HCOB hatte sie gezielt mit ihren Familien eingeladen. Die Minis trainierten vorher, Torwart Jürgen Müller machte – alle Eltern werden gebeten, ihren Kindern diese Passage nicht beim Frühstück vorzulesen – glaubhaft den Weihnachtsmann und verteilte Geschenke. Direkt vor dem Spiel gab es großen Applaus und auch ein paar Tränen ob des Abschiedes von Rückraumspieler Luis Villgrattner. HCOB-Geschäftsführer Jonas Frank überreichte ein Präsent, auch die Fanvertreterinnen Heike Gruber und Bianca Grindler hatten etwas vorbereitet. Die Familie von Luis Villgrattner war da, ein bewegender Moment.

Auf dem Spielfeld präsentierte sich der HCOB gegen den Bundesligisten, bei dem einige Asse wie die Nationalspieler Silvio Heinevetter und Patrick Zieker der Rehabilitation halber aussetzten, als engagierter und spielfreudiger Gegner. In der ersten Halbzeit lagen die Murrtaler immer wieder vorne, und sie setzten die beiden besten Highlights. Nummer eins: Ein weiter Pass von Torwart Stefan Koppmeier auf Eric Bühler, den dieser im Fluge im gegnerischen Tor versenkte. Nummer zwei: Ein Kempa-Zuspiel von Außenspieler Philipp Maurer auf Rückraumspieler Timm Buck. Zur Pause stand es 15:16, respektabel für den zwei Klassen tiefer spielenden Drittliga-Tabellenführer. Nach dem Seitenwechsel blieb es ein enges Match, bis zur 55. Minute stand es pari, dann machte der TVB Stuttgart, der in Egon Hanusz und Ivan Sliskovic die treffsichersten Spieler hatte, den Sack zu.

TVB-Trainer Michael Schweikardt, im vergangenen Jahr noch mit Horkheim in der Gemeindehalle zu Gast, freute sich über die Wiederkehr an einen bekannten Spielort aus der Region. Unter sportlichen Gesichtspunkten begrüßte er, dass er dem schwedischen Kreisläufer Oscar Bergendahl, der zuletzt verletzt fehlte, einige Spielzeit ermöglichen konnte. Vielleicht hilft es ihm auf die Sprünge und er kann am kommenden Dienstag beim finalen Bundesligaspiel des TVB vor der WM-Pause in Erlangen entscheidende Akzente setzen.

Beim HCOB kehrte ebenfalls ein Kreisläufer nach zum Glück nur kurzer Pause aufs Parkett zurück. Jakub Strýc wechselte sich auf dieser Position mit Tim Düren und Alexander Schmid ab und erzielte vier Tore. Trainer Volker Blumenschein befand, „dass es ein toller Handballabend war, an einem Abend unter der Woche eine volle Halle, und wir haben 55 Minuten wirklich sehr gut gespielt.“ Ziel sei es gewesen, dass sich der TVB ordentlich bewegen muss, das sei gelungen. Besonders erfreute er sich an der Torwartleistung von Stefan Koppmeier, der durchspielte und 17 Paraden sammelte.

Ein Wiedersehen feierten HCOB-Handballer Florian Frank und TVB-Akteur Jan Forstbauer, die vor über einem Jahrzehnt gemeinsam in der Jugend des HSC Schmiden/Oeffingen gespielt hatten – zumindest auf dem Spielfeld. „Ansonsten sehen wir uns regelmäßig, ich war oft in Hamburg, als Jan für den HSV gespielt hat“, verriet Florian Frank. Und „dass ich bei Gesellschaftsspielen eigentlich immer gegen ihn gewinne.“ Auf dem Feld ging es nun andersherum aus, die Freundschaft leidet aber nicht darunter, Florian Frank macht seinem einstigen Mitspieler sogar den Trauzeugen. Forstbauer wiederum freute sich, „endlich mal in Oppenweiler gespielt zu haben, bisher kannte ich nur die Sporttage.“

Während Erlangen noch ein Punktspiel vor sich hat, macht Drittliga-Tabellenführer HCOB erst einmal Pause. Am 1. Januar geht es direkt weiter, der volle Fokus gilt dem Schlagerspiel gegen die SG Leutershausen am 14. Januar.

HC Oppenweiler/Backnang – TVB Stuttgart 27:31

20. Dezember 2022

19 Uhr

Gemeindehalle Oppenweiler

HC Oppenweiler/Backnang:

Jürgen Müller (n.e.), Stefan Koppmeier (Tor), Daniel Schliedermann (2), Timm Buck (4/1), Alexander Schmid (2), Ruben Sigle (3), Luis Villgrattner (2), Tim Dahlhaus (1), Martin Schmiedt (2), Jakub Strýc (4), Florian Frank (1), Philipp Maurer, Eric Bühler (3), Lukas Rauh, Marc Godon (1), Tim Düren (2). – Trainer: Volker Blumenschein.

TVB Stuttgart:

Miljan Vujovic, Fabian Bauer (Tor), Jorge Serrano Villalobos (3), Daniel Fernandez Jimenez (4/1), Egon Hanusz (6), Samuel Röthlisberger (2), Jan Forstbauer (2), Jerome Müller (4), Oscar Bergendahl (3), Ivan Sliskovic (6), Dalio Uskuk, Maurice Widmaier, Felix Hoffmann, Yannik Wissmann. – Trainer: Michael Schweikardt.

Schiedsrichter:

Stefan Czommer (Stuttgart) und Cris Marin (Mutlangen).

Zuschauer:

650.

Siebenmeter:

1/2 : 1/2 (Buck scheitert an Vujovic – Hanusz scheitert an Koppmeier).

Zeitstrafen:

10:6 Minuten (Godon/zweimal, Strýc, Schliedermann, Düren – Röthlisberger, Müller, Bergendahl).

Spielverlauf:

4:1, 8:7, 12:12, 15:16 – 20:20, 26:25, 27:31.

Alexander Hornauer

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