Sechs Siege, ein Remis, eine Niederlage und Rang fünf – das sind die nackten Zahlen zum Abschneiden der DHB-Junioren bei der U21-WM in Polen, die am Sonntagabend mit einem 29:26-Finalsieg von Dänemark über Portugal zu Ende ging. Zuvor hatten die Färöer Bronze durch einen Sieg im kleinen Finale gegen Schweden gewonnen. Eben jene Schweden, die das einzige schwache Spiel der deutschen Mannschaft im Viertelfinale gnadenlos ausgenutzt hatten.

„Es ist bitter, dass wir wegen eines schwachen Spiels nicht um die Medaillen gespielt haben“, meinte U21-Kapitän Henri Pabst nach dem 27:26-Erfolg im Spiel um Platz fünf am Sonntag gegen Ägypten: „Aber ich bin super-stolz auf die Mannschaft, dass wir ein gutes Turnier gespielt haben. Das war eine unglaubliche Kampfleistung – ich denke, wir können erhobenen Hauptes nach Hause fahren.“ Das liegt vor allem daran, dass sein Team auch nach dem verlorenen Viertelfinale nie aufgab und die beiden Platzierungsspiele gegen Norwegen (33:29) und Ägypten gewann, nach teilweise überragenden Leistungen in der Hauptrunde gegen die Mitfavoriten Spanien (35:35) und Ägypten (29:25).

Die Partie gegen Ägypten am Sonntag im polnischen Kattowitz war das letzte Spiel dieser DHB-Jahrgänge im Nachwuchsbereich. Nach Rang fünf bei der U19-WM vor zwei Jahren und Platz vier bei der U20-EM im Vorjahr verpasste das Team erneut eine Medaille nur hauchdünn. Dementsprechend emotional fiel die Ansprache von Bundestrainer Martin Heuberger nach der Partie in der Kabine aus: „Ich habe mich einfach nur bedankt bei der Mannschaft. Ich habe es als Trainer nur selten erlebt, wie eine Mannschaft so zusammengewachsen ist, wie eine Mannschaft reift, wie sie vor allen Dingen sportlich auftritt, wie sich die Dinge entwickelt haben in dieser kurzen Zeit. Das sucht wirklich seinesgleichen. Und von daher war ich schon etwas betroffen, aber jetzt freut es mich einfach für die Jungs, weil sie aus dieser Weltmeisterschaft einen unglaublichen Erfahrungsschatz mitnehmen können. Insbesondere, wenn es darum geht, über Grenzen zu gehen und sich jeden Tag aufs Neue zu motivieren und dann mit einer schwierigen Viertelfinal-Niederlage umzugehen, weil du einen Tag später schon wieder ein wichtiges Spiel hast. All das wird den Spielern in ihrer Entwicklung extrem weiterhelfen.“

Es war vor dem Turnier klar, dass die deutsche Mannschaft nicht mit jenem Team vergleichbar sein würde, dass vor zwei Jahren Gold bei der Heim-WM gewann und mittlerweile sieben A-Nationalspieler stellt. „Unsere Stärke ist das Kollektiv, die Breite unseres Kaders“, hatte Heuberger immer wieder betont. Und das sollte sich mit Ausnahme des Schweden-Spiels auch bewahrheiten – es gab keinen Superstar im DHB-Kader, die Mannschaft war der Star.

Sieben Spieler erzielten 20 und mehr WM-Tore, an der Spitze lagen vier Spieler, die auch schon mehr oder weniger Erstligaluft schnuppern durften: David Móré (Rhein-Neckar Löwen) traf 43 Mal, verwandelte dabei 20 von 22 Siebenmetern, Linus Kutz, der von Kiel nach Hagen wechselt, erzielte 36 Tore, Tim Gömmel (Erlangen) und Elias Newel (Frisch Aud Göppingen/HC Oppenweiler/Backnang) trafen jeweils 25 Mal. Dazu kam das starke Torhütergespann Julian Buchele und Frederik Höler, das der Abwehr Sicherheit gab. Nur die beiden Finaltorhüter Diogo Marques (Portugal) und Frederik Möller (Dänemark) waren besser.

„Die Spieler sind wirklich über ihre Grenzen gegangen, das war eine tolle Leistung bis zum Schluss“, sagte Heuberger, der aber auch das Team hinter dem Team lobte: „Der gesamte Stab – von Teambetreuer Mattes Trautvetter, über Mannschaftsarzt Götz Haase, die Physios Richi Hass, Stefan Armbruster und natürlich meine Co-Trainer Alex Koke und Daniel Sdunek – hat einen verdammt guten Job gemacht haben. Dies auch ein Grund war für dieses gute Abschneiden. Das waren drei anspruchsvolle Wochen mit Nonstop-Arbeit, das hat auch von uns alles abverlangt.“

Der Kräfteverlust nach acht Spielen in elf Tagen sei am Ende zu sehen gewesen, auch weil gegen Ägypten nur zwölf Feldspieler zur Verfügung standen – Fritz Haake und Felix Göttler, waren da bereits zum Wiederholungspiel Essen gegen Dessau abgereist. „Wir hatten im gesamten Turnierverlauf fast keinen leichten Gegner, wenn man von Tunesien absieht. Die Spieler waren am Ende erschöpft, man hat ihnen angemerkt, dass sie sehr schwere Spiele in den Knochen hatten“, sagte Heuberger.

Während seine Spieler nun in den verdienten Urlaub gehen, ist der Nachwuchssommer für den U21-Bundestrainer noch nicht beendet. Er wird die von Erik Wudtke trainierte U19-Nationalmannschaft im August als Delegationsleiter zur WM in Ägypten begleiten. „Jetzt bin ich auch froh, wenn es ein paar Tage ruhiger wird. Aber dann freue ich mich, dass ich in Ägypten dabei sein kann, weil ich ja diesen Jahrgang nach dem Turnier übernehme. Das heißt aber nicht, dass ich im sportlichen Bereich die Hauptverantwortung habe. Wenn mein Rat gefragt wird, dann werde ich da zur Seite stehen.“

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