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"title": "EM Rückblick 2022 - Fragen an Sven Sören Christophersen",
"html": "<p><strong>Zirka 140 Spieler in Quarantäne statt auf dem Spielfeld, Spielvorbereitung per Videokonferenz, Nachnominierungen am laufenden Band. Die EM 2022 wird als Turnier für Improvisationskünstler in Erinnerung bleiben. Wie schätzt du den sportlichen Wert der Veranstaltung ein? Was hätte aus deiner Sicht anders laufen müssen?</strong></p><p><strong>Christophersen:</strong> „Natürlich ist dieses Turnier – gerade aus deutscher Sicht – ein stückweit von Corona geprägt. Das ist irgendwann auch nicht zu kompensieren trotz unseres breiten Fundus an Qualitätsspielern, die wir in Deutschland haben. Ich bin aber für das Turnier froh, dass wir am Finalwochenende die vermeintlich besten Aufstellungen der Nationen auch auf dem Spielfeld gesehen haben. Das Niveau war hoch, die Spiele mit viel Spannung garniert. Unter den gegebenen Umständen haben wir eine tolle Europameisterschaft gesehen. Die Teams hätte man sicherlich noch besser isolieren können. Gerade zu Turnierbeginn gab es Meldungen über eine nicht optimale Organisation. Die EHF hat da aber regelmäßig nachgebessert. Unter diesen Umständen war es insgesamt ein gelungenes Turnier.“</p><p><strong>Einige deutsche Spieler hatten im vergangenen Jahr eine Teilnahme abgelehnt und mussten dafür eine Menge Kritik einstecken. Als „Not am Mann“ war, waren aber etliche zur Stelle, selbst der schon zurückgetretene Johannes Bitter. Dem Deutschen Handballbund sind dadurch hohe Regressforderungen erspart geblieben. Wie beurteilst du Teamgeist und Einstellung in der deutschen Mannschaft? Welcher deutsche Spieler hat dich am meisten beeindruckt?</strong></p><p><strong>Christophersen:</strong> „Im Vorfeld der EM wurde viel diskutiert, welcher Spieler zur Verfügung steht und wer nicht. Es ist schnell klargeworden, dass es ein Turnier unter besonderen Umständen wird und man hat gesehen, dass Handball-Deutschland zusammenhält. Jeder, der es darstellen konnte, hat sich auch auf den Weg gemacht. Es gab tolle Geschichten – wie ein Johannes Bitter, der nach dem Ausfall von Andreas Wolf und Till Klimpke allein das Tor hüten musste. Fabian Wiede und Paul Drux wie etliche andere haben sich auf den Weg gemacht. Bevor man Vorwürfe macht, muss man die individuellen Situationen der Spieler sehen. Julian Köster konnte sich zeigen, hat speziell gegen Polen ein tolles Spiel gemacht. Johannes Bitter hat auf seine „alten Tage“ nochmals Akzente setzen können. Der Teamspirit, wie die Jungs sich gegen die Situation gestemmt haben, sich nie aufgegeben haben, muss man ihnen hoch anrechnen. Und trotzdem muss man sagen, dass es so für die europäische Spitze nicht reichen kann.“</p><p><strong>Europameister wurde am Sonntag Schweden. Ein würdiger Europameister aus deiner Sicht? Welche Mannschaften sind dir im Laufe des Turniers ebenfalls aufgefallen?</strong></p><p><strong>Christophersen:</strong> „Schweden ist Europameister 2022, eine spannende Geschichte. Zwanzig Jahre nach dem letzten Titel und ein paar knapp verpassten Titeln zuletzt. Sie konnten sich gegen Spanien durchsetzen, das zuletzt viermal bei großen Turnieren im Finale stand und die letzten beiden Europameisterschaften gewann. Das Finale war super, super spannend. Auch wenn man den Turnierverlauf der Schweden betrachtet, sie wären fast in der Vorrunde ausgeschieden, konnten sich aber steigern. Man kann von einem würdigen Europameister sprechen. Vielleicht hat sogar der „Underdog“ von den vier Halbfinalisten gewonnen. Weitere Mannschaften wie die Niederlande, die Isländer und auch Montenegro haben für Furore gesorgt. Da war viel attraktiver Handball dabei. Ich finde es wichtig, dass in diesen Zeiten auch der Sport im Vordergrund steht und wir nicht immer nur über Infektionsgeschehen reden. Wir haben eine EM erlebt, bei der der Handball nicht zu kurz kam.“</p>",
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